ALL YOU NEED IS LESS
Yin Yoga bezieht sich auf die Tradition der Meridianlehre und die 5 Elemente der chinesischen Medizin.
Unser Zeitgeist ist geprägt von schneller, weiter, besser, effizienter. Yin Yoga ist ein Gegenpol: still sitzen, nicht eingreifen, nur beobachten und warten.
Auf körperliche Ebene dehnen wir im Yin Yoga Muskeln und Sehnen. Das Fasziennetz wird geschmeidiger, weicher und lebendiger. Die Positionen werden 3 bis 5 Minuten gehalten, meist am Boden und oft mit Hilfsmitteln, um möglichst gut in der Haltung entspannen zu können. Die Haltungen sehen bequem aus, sind es aber nicht immer. Wir suchen unsere körperlichen Grenzen, um dann respektvoll einen Schritt davon zurück zu treten, und bieten unserem Körper nur an, tiefer zu gehen, mehr in der Haltung loszulassen, ohne zu drängen und ohne zu pushen.
Wir warten ab, ob sich die Grenzen vielleicht millimeterweise verschieben, während wir in der Haltung verweilen. Die Zeit wirkt. Oft stoßen wir dabei vor allem an mentale und emotionale Grenzen.
Die Haltungen wirken auf die Meridiane, die im Fasziennetz liegen, und können dadurch auf Organfunktionen und den Stoffwechsel Einfluss nehmen. Und auf die Emotionen, die diesen Organen psychosomatisch zugeordnet werden. So wirken diese Haltungen oft tiefer und länger, als wir vermuten. Sie können im wahrsten Sinne des Wortes etwas ‚ins Fließen bringen’ und therapeutisch wirken.
Yin Yoga als Weg in die Meditation
Es ist der Faktor Zeit, der die Intensität bestimmt. Von Außen betrachtet passiert gar nichts, aber im Inneren kann einiges geschehen. Wir können beobachten, wie der Körper und der Kopf arbeiten. Wie sie zusammenspielen oder streiten, vielleicht trotzig dagegenhalten oder genüsslich nachgeben, oder auch einem brodelnden Vulkan gleichen. Dabei bleiben wir nur Beobachter und die Praxis wird zur Meditation.
Vor allem bietet Yin Yoga, besser als die dynamischen Stile, die Möglichkeit, das Sein-lassen zu üben. Es geht nicht darum etwas zu ändern oder zu reparieren, sondern es einfach anzunehmen. Akzeptieren, was auch immer in der Haltung geschieht – warten! – da sein lassen – zusehen wie es sich verändert, wandelt, ohne selber einzugreifen. Dem Wandel zu vertrauen. Alles, was wir brauchen, ist schon da. Wir finden es nur leichter, wenn wir hinschauen, statt es zu suchen.